Liebe Gemeinde, liebe Leser!

Hier können sie die Predigt auch anhören!

Kommt ein Mann bei einem Hirten und seiner Schafherde vorbei und fragt: „Was bekomme ich, wenn ich errate, wie viele Schafe sie haben?“

Der Hirte erwidert: „Dann bekommen Sie von mir ein Schaf!“

Der Mann überlegt kurz und sagt: „Sie haben 848 Schafe!“

Darauf der Hirte: „Jawohl, das stimmt. Suchen Sie sich ein Schaf aus.“

Der Mann sucht sich ein Tier aus und packt es in einen Sack.

Danach fragt der Hirte den Mann: „Was bekomme ich von Ihnen, wenn ich ihren Beruf errate?“

Der Mann: „Dann erhalten Sie das Schaf zurück.“

Der Hirte: „Sie sind Unternehmensberater!“

Der Mann: „Wie kommen Sie denn darauf? Das stimmt!“

Der Hirte: „Erstens sind sie hierhergekommen, ohne dass ich sie gerufen habe. Zweitens haben sie mir etwas gesagt, was ich schon lange wusste. Und drittens haben sie keine Ahnung von dem, was ich tue. Jetzt lassen Sie endlich meinen Hund aus dem Sack!“

Am zweiten Sonntag nach Ostern geht es um gute Hirten. Was macht einen vorbildlichen Hirten aus? Er muss seinen Job beherrschen. Er sollte seine Schafe kennen, möglichst mit Namen. Für sie einstehen, sorgen und da sein, sowohl auf der grünen Aue, wie im finsteren Tal. In der Bibel sind Hirten im übertragenen Sinne Personen, welche für andere Verantwortung tragen, eine Führungsposition einnehmen und wichtige und lebensfördernde Entscheidungen für andere treffen.

In Israel waren das die Leiter des Volkes, Richter, Könige, verantwortliche Priester oder zu Jesu Zeiten der Hohe Rat in Jerusalem. In diesem Sinne gibt es auch heute Hirten. Unsere Bundeskanzlerin, Ministerpräsidenten, Landräte, Bürgermeister. Sie alle sind Hirten für unser Volk. Aber auch Betriebsleiter, Erzieherinnen, Lehrer, Väter und Mütter haben Hirtenaufgaben. Und bei uns Pastoren steckt, vom Lateinischen abgeleitet, das Wort Hirte schon in der Berufsbezeichnung. Leider werde ich nicht immer diesem Anspruch gerecht. Den wirklich guten Hirten gibt es nur einmal in dieser Welt. Es ist Jesus Christus, der von sich zu Recht sagen kann: „Ich bin der gute Hirte!“ Der Apostel Petrus schreibt von Jesus, dem guten Hirten, folgendes: Christus, der für euch litt, ist euer Vorbild, dem ihr nacheifert. Er hat nie gesündigt und nie jemanden mit seinen Worten getäuscht. Er hat sich nicht gewehrt, wenn er beschimpft wurde. Als er litt, drohte er nicht mit Vergeltung. Er überließ seine Sache Gott, der gerecht richtet. An seinem eigenen Körper hat er unsere Sünden an das Kreuz hinaufgetragen, damit wir für die Sünde tot sind und für die Gerechtigkeit leben können. Durch seine Wunden seid ihr geheilt worden! Früher seid ihr umhergeirrt wie verlorene Schafe. Aber nun seid ihr zu eurem Hirten zurückgekehrt, dem Beschützer eurer Seelen.

Ich möchte uns drei Anstöße zum Thema „Jesus, unser gute Hirte“ geben.

1.Jesus, der gute Hirte ist Vorbild

2. Jesus, der gute Hirte leidet stellvertretend

3.Jesus, der gute Hirte kümmert sich fürsorglich


1. Jesus, der gute Hirte ist Vorbild.

Wer ist dein Vorbild? Was hast du von deinem Vorbild gelernt und dann in dein Leben integriert? Was war oder ist an deinem Vorbild so großartig, dass du das unbedingt auch so leben möchtest? Für Petrus ist Jesus Christus das Vorbild schlechthin. Ihm sollen wir nachfolgen. Petrus redet sehr konkret. Er fragt mich: Wie sieht es aus, wenn du mit Worten angegriffen, angeschwärzt oder verleumdet wirst? Wie reagierst du, wenn man dir übel mitspielt? Zu welchen Mitteln oder Waffen greifst du, wenn du schikaniert wirst, wenn man dich ignoriert, wenn man Unfug über dich verbreitet oder man dir blöd kommt? Petrus gibt uns für solche Situationen Hilfestellung. „Bleibt gerade dann Jesus auf der Spur. Folgt seinem Beispiel. Verzichtet auf Rache; Giftet nicht zurück! Weder mit Worten noch mit fiesen Methoden. Verzichtet darauf es dem anderen heimzuzahlen- Jesus hat es auch nicht getan.“ Diese Verhaltensweise scheint weltfremd. Ja, die Vorgabe von Jesus ist nicht ganz von dieser Welt. Er hat nicht zurückgeschlagen, keine Vergeltung geübt, sich nicht gerächt. Er verlässt sich sogar noch am Kreuz darauf- dass sein himmlischer Vater ihm Recht verschafft. Er betet für die, die sich über ihn lustig machen und quälen. Seine Hasser haben kein Mitleid mit ihm, aber er hat Barmherzigkeit für sie. Für uns könnte das heißen: Wenn ich vor anderen lächerlich gemacht werde, kann ich sagen: Ich bitte sie, nicht
so herablassend über mich zu sprechen. Aber keinesfalls werde ich meinen Verächter nun ebenfalls durch den Dreck ziehen. Wenn mich jemand anpflaumt oder mir Vorwürfe macht, dann entschuldige ich mich für meinen Fehler oder bitte ihn, respektvoller mit mir umzugehen, aber ich gehe auf keinen Fall in den Gegenangriff über. Und halte ihm seine Fehler der letzten 10 Jahre vor. Das Wort Vorbild kann man im biblischen Urtext wörtlich mit „Schreibvorlage“ übersetzen. Schreibvorlagen nutzen manchmal Kinder, um schreiben zu lernen. Petrus sagt: Jesus hat euch eine „Schreibvorlage“ hinterlassen, damit ihr die Linien eures Lebens danach ausrichtet und seinem Weg folgen könnt. Jesus hat große Fußspuren hinterlassen. Ihnen sollen wir folgen. Vielleicht sagst du: „Die sind mir viel zu groß. Da passe ich nicht rein.“ Aber große Fußspuren können einem auch richtig helfen. Manchmal hat es im Winter bei uns zu Hause in Tellerhäuser in der Nacht so viel geschneit, dass wir Kinder im Schnee regelrecht versunken sind. Um früh zum Schulbus zu kommen, ist dann unser Vater mit seinen großen Filzstiefeln vorneweg gelaufen. Er hat uns Bahne gemacht. Da, wo seine großen Spuren gelegt waren, passten dann meine kleinen Schuhe viel besser rein. Riesenspuren machen nicht nur Angst, sie können auch einen guten Weg aufzeigen und eine echte Hilfe sein. Jesus Christus ist unser vorbildlicher Hirte, dem wir folgen dürfen.

2. Jesus, der gute Hirte leidet stellvertretend

In unserem Predigttext zitiert Petrus achtmal aus dem Gottesknechtslied aus Jesaja 53. Da ist von einem Leidenden die Rede. Von dem, der für uns und unsere Schuld stirbt. Es ist von dem die Rede, von dem der Minister aus Äthiopien auf seinem Heimweg in der Kutsche liest, aber nichts kapiert und deshalb fragt: Wer ist dieser Leidende? Es ist Jesus Christus und es gibt nichts Besseres in unserem Leben, als ihn zu kennen, der stellvertretend für uns gelitten hat. Jesus Christus zeigt, als er am Kreuz stirbt, höchstes Mitgefühl. Er fühlt sich in unsere ausweglose Situation ein. Er weiß, dass wir ohne seine Hingabe am Kreuz für immer von Gott getrennt bleiben. Er aber baut uns durch sein Sterben eine stabile Brücke zu Gott. Er nimmt uns unsere Lebenslast ab. „Fürwahr, er lud auf sich unsere Sünde,….. durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Jesus leidet und wir leben. Was für ein Hirte! „Er gibt sein Leben für die Schafe.“

3. Jesus, der gute Hirte kümmert sich fürsorglich

Unsere Seelen sind verletzlicher als irgendetwas sonst. Von außen sieht man nicht, wie es um unser Innerstes bestellt ist. Was da an uns nagt. Was wir mitschleppen- oft seit Jahren- und es nirgends abladen können. Irgendwann wird der Druck zu groß und der leise Schrei wird zu einem lauten. Es ist gut, dass es in Deutschland mehr als 28.000 Psychologen - dem Wort nach Seelenkundler und über 12.000 Psychotherapeuten- dem Wort nach Seelenbehandler gibt. Die Sorge für die Seele ist die große drängende und zugleich auch verdrängteste Aufgabe unserer Zeit. Schon Jesus wusste, wie leicht unsere Seele Schaden nehmen kann. Er fragt: „Was nützt es, die ganze Welt zu gewinnen und dabei seine Seele zu verlieren?“ Wenn wir den ersten Petrusbrief lesen, dann merken wir: Unsere Seelen sind und bleiben verletzlich. Sie brauchen Heilung und Fürsorge. Egal, wie viel Hilfe wir für unsere Seele suchen- und hoffentlich bei Fachleuten auch finden. Einer bleibt uns immer: Jesus! Jesus lädt uns ein, bei ihm Ruhe für unsere Seele zu finden. Petrus bringt es auf den Punkt: Früher seid ihr umhergeirrt wie verlorene Schafe. Aber nun seid ihr zu eurem Hirten zurückgekehrt, dem Beschützer eurer Seelen. Eine solche Hinwendung zu Jesus wünsche ich dir. Jesus, der gute Hirte kümmert sich fürsorglich um unsere Seele. Das ist das Beste was uns Menschen, die wir in der Bibel öfters mit Schafen verglichen werden, passieren kann. Gerade wenn ich nicht mehr zur Herde zurückfinde, wenn ich mich von den guten Rastplätzen weit entfernt habe, macht sich Jesus Christus auf, um mich zu suchen und heimzubringen. Das ist das Beste für mich. Meine Seele kommt bei ihm zur Ruhe.
Jesus, der gute Hirte ist mein Vorbild. Er ist der, der für mich stellvertretend leidet. Er ist der, der mein Innerstes kennt und mich bewahrt.

Gott sei Dank. Amen